Nachlese: Ehrenamtspreis 2015

Nachlese: Ehrenamtspreis 2015


Ein kleines Dankeschön für den ehrenamtlichen Einsatz


Im Jahr 2001, dem „Internationalen Jahr des Ehrenamtes“ hat die Verbandsgemeinde Zell (Mosel) erstmals einen Ehrenamtspreis für die Kategorien „Stille Helfer“ und „Innovative/Nachahmenswerte Projekte“ ins Leben gerufen.

Der Preis ist ein Dankeschön für den Einsatz im Ehrenamt für unsere Mitmenschen und damit für die Verbandsgemeinde. Er soll die Bedeutung des Ehrenamtes in der Verbandsgemeinde hervorheben und zum Nachahmen anregen.

Stellvertretend für diese vielen Menschen wurde der Ehrenamtspreis für das Jahr 2015 am 19. Oktober 2015 in einer festlichen Zeremonie in der Synagoge Zell (Mosel) von Herrn Bürgermeister Simon verliehen. Musikalisch begleitet wurde die Verleihung von Herrn Bernd Boemer an der Gitarre.

In diesem Jahr wurden zwei Projekte als „Innovatives/Nachahmenswertes Projekt“ ausgezeichnet.

Dies war zum einen der Förderverein der Synagoge Zell e.V.. Der Verein „Freundeskreis der Synagoge Zell“ wurde im Jahr 2000 gegründet. Bis heute ist Herr Franz Piacenza aus Bullay der Erste Vorsitzende des Vereines.

Hintergrund für die Vereinsgründung war der Wunsch, die ehemalige Synagoge in Zell als Zeugnis des christlich-jüdischen Zusammenlebens zu restaurieren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dies war möglich, weil sich engagierte BürgerInnen fanden, die bereit waren, als Mitglieder des Vereins Verantwortung zu übernehmen und die umfangreichen planerischen und organisatorischen Aufgaben, die im Rahmen dieses ehrgeizigen Vorhabens erforderlich wurden, zu begleiten.

So konnte die ehemalige Synagoge bereits im Jahr 2001 vom Verein übernommen und Ende 2002 mit der Restaurierung begonnen werden, die mit der Einweihung am 25. Oktober 2003 ihren Abschluss fand.

Bereits ein Jahr später konnte das sanierte Gebäude als Begegnungs- und Gedenkstätte, Ort kultureller Veranstaltungen und auch als ständiger Ausstellungsraum zur Geschichte der Zeller Juden eröffnet werden.

Die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen des Freundeskreises ermöglichen zu den Öffnungszeiten die Besichtigung der Synagoge und erläutern auch gerne die Geschichte der jüdischen Bevölkerung in Zell sowie die baulichen Besonderheiten der Synagoge. Außerhalb der regulären Öffnungszeiten besuchen Schulklassen die Räumlichkeiten und lassen sich von den MitarbeiterInnen des Freundeskreises Kultgegenstände, die sie bereits im Unterricht kennengelernt haben, wie zum Beispiel den Gebetsmantel (Tallit), die Gebetskappe (Kippa) und die Gebetsriemen (Tefillin) zeigen. Der Freundeskreis der Synaoge Zell ermöglicht so den Jugendlichen, mit dem jüdischen Glauben in Berührung zu kommen und wirbt auf diese Weise für gegenseitiges Verstehen und ein friedvolles Miteinander. Geschichte wird so durch die Arbeit des Freundeskreises wenn auch nicht begreifbar, so doch nachvollziehbar gemacht.

Der Freundeskreis ist auch eine wichtige Anlaufstelle für die Nachkommen der ehemaligen MitbürgerInnen, welche die alte Heimat ihrer Vorfahren besuchen. Hier bestehen enge und freundschaftliche Kontakte, welche beispielsweise durch einen Ehrenteller der jüdischen Familie Bender aus sechs Ländern oder auch durch einhundert Baumpflanzungen im Namen des Freundeskreises der Synagoge Zell in Israel dokumentiert sind.

Der Verein ist, gemeinsam mit der katholischen und evangelischen Gemeinde sowie der Kreisverwaltung Cochem, maßgeblich daran beteiligt, dass 70 Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges STOLPERSTEINE im Einzugsbereich der früheren Synagogengemeinde Zell verlegt werden. STOLPERSTEINE erinnern in über fünfhundert Orten Deutschlands und in mehreren Ländern Europas an die vertriebenen und ermordeten jüdischen Nachbarn.

Auch das kulturelle Leben in Zell z.B. wird durch den Freundeskreis bereichert. So finden in der Synagoge Ausstellungen, Konzerte, Lesungen und Vorträge statt.

Ergänzend haben Mitglieder des Freundeskreises im Jahr 2005 zur ehemaligen Synagogengemeinde Zell einen Museumsraum im Rathaus ausgestattet. Hier erhalten Besucher weitere wertvolle Informationen und Eindrücke zum Wirken und Leben der Zeller Juden. Alle Familien sind aufgelistet: Stammbäume, Urkunden, Zeitungsdokumente, Fotos, Kultgegenstände des privaten Gebrauches, sowie Texttafeln mit den Besonderheiten der einzelnen Orte im Zeller Hamm.

Der Freundeskreis der Synagoge Zell recherchiert und sammelt auch aktuell Unterlagen und Hinweise zum jüdischen Leben in Zell, so dass die Ausstellung laufend aktualisiert werden kann.

Zweiter Preisträger in der Kategorie „Innovatives/Nachahmenswertes Projekt“ ist die „Rentnergruppe Pünderich“, die sich seit mehr als 15 Jahren ehrenamtlich engagiert. Angefangen hat alles mit einem Aufruf des damaligen Ortsbürgermeisters wegen dem Zustand der Eichenbäume auf dem Neuen Friedhof. Die Eichenbäume wurden größer und somit fiel jedes Jahr mehr Laub an. Die Hoffnung war, dass sich Freiwillige melden sollten um Laub zu entfernen und ähnliches.

Da der Aufruf ohne Erfolg blieb, nahm sich Herr Philipp Lenz aus Pünderich der Sache an. Auch heute – mit 80 Jahren - ist er noch der Ansprechpartner der Gruppe. Er sprach einige Männer persönlich an und schnell hatte sich eine engagierte Gruppe gefunden. Es waren und sind im Schnitt 12 – 14 Personen (auch mit Traktor).

Diese Gruppe hat sich beispielsweise 2010 um die Drieschhütte gekümmert. Hier wurde eine Trockenmauer als Stütze für die Böschung errichtet, die Dachrinne wurde in Holz neu gemacht und isoliert und eine Blockbank sowie ein Tisch aufwendig restauriert. 2011 / 2012 haben sie dann die Treppe zur Marienburg mehrmals von unten bis oben freigeschnitten und sauber gemacht. Ausserdem wurden noch weitere Blockstufen nachgesetzt. In dieser Zeit haben sie auch 24 Schilder, die im Weinberg an der Treppe zur Marienburg aufgestellt sind, abgehängt, in der Werkstatt repariert, Kupferabdeckung und neues Kunststoffglas eingesetzt und mehrfach lasiert.

Um das Kulturdenkmal „Alter Friedhof mit Ehrenmal“ kümmerten sie sich 2013/2014. Die Einfriedungsmauer wurde von Dornen und Gestrüpp befreit, schadhafte Stellen verputzt, ein Teil vom Gehweg entfernt und als Rasenfläche hergerichtet. Der Gehweg zum Ehrenmal wurde neu gemacht – ebenso das Eingangstor aus altem Holz. Grabsteine von abgelaufenen Ruhestätten de neuen Friedhofs, die erhaltenswürdig waren, sind an die Innenmauer des alten Friedhofs als „Zeitzeugen für spätere Generationen“ aufgestellt worden. Das Ehrenmal der gefallenen Soldaten des Ersten und Zweiten Weltkrieges war ebenfalls in einem schlechten Zustand. Auch hier wurden alle schadhaften Stellen im Mauerwerk neu verputzt sowie neu grundiert und gestrichen. An zwei Seiten wurden – zum Schutze des Mauerwerks - Kiesstreifen mit Naturpflaster eingefasst. Die Wasserführung der Fallrohre wurde vom Gebäude wegverlegt und im Innenraum eine runde Decke mit Setzrissen repariert sowie gestrichen.

Als letztes wurde noch der Boden mit alten Schieferplatten repariert und mit Steinöl behandelt sowie ein Blumenbeet am Gebäudeeingang angelegt und ein eisernes Kreuz restauriert.

Die Gruppe kümmert sich das ganze Jahr über um die verschiedensten Plätze mit allem was dazu gehört.

Im Keller unter der Lagerhalle der Ortsgemeinde hat die Gruppe einen Raum zum Lagern von alten Gerätschaften von Weinbau, Handwerk, Haushalt abgetrennt. So können die Bürger bei Haushaltsauflösungen mit dazu beitragen später die Sachen der Öffentlichkeit zu zeigen und somit Althergebrachtes zu bewahren.

In der Kategorie „Stille Helfer“ wurden für das Jahr 2015 Frau Brigita Bell aus Briedel, Frau Margit Irlenborn und Herr Hans – Peter Dohr beide  aus Zell (Mosel) – sowie Herr Stephan Fuchs aus Altlay  mit dem Ehrenamtsförderpreis ausgezeichnet.

Frau Brigitta, genannt „Gitta“ Bell zog 1974 mit ihrem Mann nach Briedel. 1975 trat sie der Karnevalsgesellschaft Briedel e.V. bei.  Nun war bei Bells vom Winteranfang bis zum Fasching die Hochburg im Vorträge schreiben, dem Planen der Dekoration sowie der Kostümenäherei. Über ein Jahrzehnt (von 1994 bis 2006) war sie die 1. Weibliche Vereinsvorsitzende; in dieser Ära rief die KG das Drachenbootrennen ins Leben. Mit großer Unterstützung einer Nachbarin gründete sie  die Jugendtanzgruppe „Briedeler Schelme“ und konnte fünf Mädchen und fünf Jungen im Alter von 12 bis 15 Jahren „unter einen Hut bringen“ und für den Volkstanz begeistern. Die ganzen Jahre war und ist sie auch  an  der Ausschmückung des Festzeltes zum Weinfest beteiligt.

Vor zwei Jahren las sie den Aufruf des Ideen-Treffs; es wurden „helfende Hände“ für die „Trostkissenaktion“ gesucht. Da sie leidenschaftlich gerne näht, meldete sie sich. Mit acht Frauen nähten sie ca. 150 kleine Kissen für die Kinderkrebsstation in Koblenz. Danach bereiteten sie noch für Ostern 2014 einen Basar vor.

Ebenfalls seit dieser Zeit bietet sie im Rahmen des “Zeller Land Ferienspaß“ auch Kreativangebote an, welche innerhalb kürzester Zeit komplett belegt sind.

Gerne engagiert sie sich tatkräftig im Kindergarten, den Schulen und Tanzgruppen mit der Gestaltung von Events, wie Sommerfeste, Basare, Bastel- und Näharbeiten.

Das letzte, größere Projekt hat sie im vergangenen Advent, mit Unterstützung ihres Mannes und ihrer „Kegelschwestern“ gestartet: Im Zuge des „Briedeler  Adventsfensters“ haben sie zum 3. Advent eine lebensgroße Krippe im „Stoot“ unter der alten Schule aufgebaut. Die Vorbereitungen hierfür liefen seit Ende des Herbstes.

Herr Stephan Fuchs aus Altlay hat sich schon seit etlichen Jahren im Bereich Wanderwege engagiert. Er hält z.B. die Beschilderung sowie die Wegetrassen in Ordnung. Weiterhin hat er bei der Errichtung des Teilstückes des Saar-Hunsrück-Steiges auf der Gemarkung Altlay sowie bei der Errichtung der Traumschleife "Altlayer Schweiz" maßgeblichen Anteil an der Ausführung der erforderlichen Arbeiten. Auch beim  Bau der Ruhebänke hat er den größten Anteil übernommen.
 

Frau Margit Irlenborn aus Zell (Mosel) war von 1964 bis 1988 Mitglied im Stadtrat, davon die letzten beiden Jahre als Erste Beigeordnete. Auch im Pfarrgemeinderat und im Pfarrverwaltungsrat der Pfarrgemeinde Zell (Mosel) war sie lange Jahre sehr aktiv. Untrennbar verbunden ist ihr Name jedoch mit dem Turnverein 1882 e.V. aus Zell (Mosel). Von 1981 bis  2014 war sie die Erste Vorsitzende des Vereins. Unter ihrer Regie wuchs der TV Zell mehr und mehr. Aktuell hat er acht Abteilungen, teilweise mit Unterabteilungen. Unter anderem hat sie als Vorsitzende auch 1986 die Herzgruppe und 2012 die Nordic – Aktiv – Gruppe mitgegründet.

Außerdem war sie 1986 Mitbegründerin und Vorsitzende des DRK Ortsverbandes Zell und organisierte in diesem Rahmen bis 2006 den Blutspendedienst. Von 1991 bis 1995 engagierte Sie sich noch zusätzlich wöchentlich ein Tag im Seniorenheim in Alf.

Hans-Peter Dohr aus Zell (Mosel)  ist seit 1979 Mitglied in der Installateur- und Heizungsbauer-Innung Mittelrhein/Mosel. Hier schon seit vielen Jahren im Vorstand, seit 1983 als Stellvertretender Obermeister.

1984 bis 2012 war er Mitglied im Pfarrgemeinderat. Bei dieser Tätigkeit entstand seine Idee „Armen Menschen“ zu helfen. Sein Konzept war und ist „Hilfe zur Selbsthilfe“. So kam es, dass im Juni 1984, also noch vor Öffnung des „Eisernen Vorhangs" das erste Auto vollgeladen mit Hilfsgütern nach Polen fuhr.  Schnell entwickelte sich dieses private Engagement zu einer großen Hilfsaktion.

Durch großes persönliches Engagement konnte er viele Helfer gewinnen, die in den nachfolgenden Jahren mit eigenen oder von Dritten zur Verfügung gestellten PKW-Transportern die gesammelten Hilfsgüter fuhren.

An den Zielorten in den über 1500 Km entfernten Siedlungsgebieten wurden die Hilfsgüter an die örtlichen Organisationen des  Malteser Hilfswerkes übergeben. Kinderheime, Krankenhäuser, Seniorenheime und Kleiderkammern der Malteser waren Empfänger der Güter. Gebraucht wurde und wird alles von Lebensmittel über Kleidung, Hygieneartikel, Medikamente, Samen für die Bepflanzung, Schulmaterial und - ausrüstung, Baumaterialien, Gebrauchsgegenstände wie Küchengeräte, Öfen, Mobiliar, Heizkörper, Lampen, Gehhilfen, Rollatoren, Werkzeuge oder auch Rollstühle und vieles mehr.

Gingen die Hilfsgüter bis 1990 zunächst nach Polen, so gehen sie seit 1991 nach Rumänien. In Bukarest hat er bei den Maria-Ward- Ordensschwestern eine sichere Anlaufstelle für eine gewissenhafte Verteilung der Hilfsgüter gefunden. Dem Orden gehören etwa einhundert Schwestern an, die sich der Armen in der Stadt annehmen.

Durch das große Engagement von Herrn Dohr fuhren zeitweise über 25 Personen mit dem Hilfsconvoi Hilfsgüter nach Rumänien. Nachdem in den Folgejahren der Aufwand immer größer wurde, hat Herr Dohr die mit Unterstützung der Rotarier organisierten Hilfsfahren umgestellt. Wurden anfangs bis zu 20 Kleintransporter dazu benutzt, fahren heute voll beladene 40-Tonner nach Rumänien. 

Große Unterstützung fand und findet seine Idee auch überall in der Bevölkerung, bei Geschäftsleuten, dem Krankenhaus Zell und vielen anderen mehr. Bei Weinfesten wurde Wein zugunsten der Menschen versteigert und nicht nur aus der VG Zell (Mosel) kam große Unterstützung sondern aus dem ganzen Landkreis. 

Die Feierstunde fand Ihren Abschluss im Schloss Zell bei einem gemütlichen Beisammensein.